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Darum geht's

Nahrungsergänzungsmittel – sinnvoll oder sogar gefährlich

Nahrungsergänzungsmittel - sinnvoll oder sogar gefährlich

Darum geht's

Über das Thema Nahrungsergänzungsmittel wurde schon oft im Fernsehen, in den Social Media und auch in meinem privaten Umfeld kontrovers diskutiert. In den letzten Tagen haben gleich mehrere Ereignisse dieses Thema für mich erneut präsent gemacht. Deshalb habe ich mich entschieden einen Blogpost dazu zu schreiben und dir zu erklären, warum Nahrungsergänzungsmittel nicht immer sinnvoll oder sogar schädlich für deine Gesundheit sind.

Es gibt tausende Produkte auf dem Markt, die dir bei Einnahme mehr Energie, stärkeres Immunsystem, besseres Wohlbefinden, schöneres Aussehen oder etwas Anderes tolles versprechen. Die Range reicht über Vitamine, Mineralien, Ich-kann-alles-Kombipräparaten bis hin zu irgendwelchen fast magischen Pflanzenprodukten, von den vorher noch nie einer gehört hat.

Alle diese Wundermittel können entweder in den Drogerien, in Apotheken oder im Schlaraffenland Internet gekauft werden. Manche sind etwas teurer, doch meist für jeden erschwinglich und einfach ohne Rezept zu bekommen. Und schon sind wir bei dem Problem! Jeder kann sich ein Nahrungsergänzungsmittel kaufen und tut es auch. Denn natürlich will jeder gesund, vital, schön und voller Energie sein.

Du wirst wahrscheinlich schon merken, dass meine persönliche Einstellung zu den Supplements, wie die Nahrungsergänzungsmittel auch genannt werden, sehr kritisch und eher negativ ist. Nichtsdestotrotz versuche ich im Folgenden ganz sachlich zu erklären, warum ich dir zur Vorsicht bei solchen Präparaten rate.

Warum sind Nahrungsergänzungsmittel gefährlich?

1. Keine Wirkung

Viele freiverkäufliche Mittel haben schlicht und ergreifend gar keine Wirkung. Sie sind entweder viel zu niedrig dosiert oder haben prinzipiell keine wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung. Im besten Fall hast du also dein Geld einfach nur umsonst aus dem Fenster geworfen.

Vitamin C-Tabletten zum Beispiel haben absolut keine verbeugende Kraft in Bezug auf Erkältungen. Zudem kann unser Körper das Vitamin besser aufnehmen und verarbeiten, wenn wir einen Apfel essen. Warum das so ist, hat die Wissenschaft bisher nicht rausgefunden.

Zahlreiche Vitamine werden vom Körper nur mit Unterstützung anderer Vitamine bzw. Spurenelemente aufgenommen. Wird auf diese Unterstützung aus Unwissenheit verzichtet, kann das Vitamin entweder nur gehemmt oder gar nicht aufgenommen. So sollte zum Beispiel Vitamin B12 immer zusammen mit Folsäure eingenommen werden.

2. Belastende Zusatzstoffe

Häufig enthalten die Nahrungsergänzungsmittel eine Menge Zusatzstoffe wie Zucker, Hefe, Konservierungsstoffe, Farbstoffe etc. All das, was unser Körper überhaupt nicht braucht. Oft ist der Anteil dieser Zusatzstoffe höher als der des eigentlichen Wirkstoffs. Und auch die vermeintlich biologisch hergestellten Präparate können Zusatzstoffe enthalten, die schädlich für den individuellen Organismus sind.

Daher sage ich, greife doch lieber zum besagten Apfel oder anderem Obst und Gemüse statt zu künstlich hergestellten Tabletten, Pülverchen & Co. Denn…

3. Abwechslungsreiche Ernährung reicht aus!

Du hast bestimmt schon häufiger gehört, dass unsere Böden erschöpft sind, und dass unser Gemüse und Obst deshalb nicht mehr so viele Vitamine enthält wie früher. Tja, das ist Quatsch! Unsere Kohl, Möhren, Äpfel usw. haben ausreichend Vitamine, um unser Organismus optimal zu versorgen. Vorausgesetzt man ist gesund! Aber dazu etwas später.

„Unsere Lebensmittel sind qualitativ so gut, so sicher und so wertvoll wie vielleicht noch nie.“

Ernährungswissenschaftler, Prof. Peter Stehle, Universität Bonn

In der heutigen Zeit steht uns so viel Nahrung zur Verfügung, dass wir bei einer abwechslungsreichen Ernährung und richtigem Umgang mit Lebensmittel gar keinen Grund haben, auf Ergänzungsmittel zurückzugreifen. Mit richtigem Umgang meine ich, das Gemüse nicht totkochen und nicht nur aus der Dose verwenden. Greife öfter zum saisonalen Gemüse. Denn es hatte vermutlich die besten klimatischen Bedingungen während des Heranwachsens und ist deshalb voll mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.

4. Sie werden in deinem Körper gar nicht gebraucht

Ernährst du dich gesund und abwechslungsreich ist dein Vitamin- und Mineralstoffhaushalt in der Regel optimal ausgestattet. Daher braucht dein Körper keine künstlichen Zugaben und alles, was du zusätzlich nimmst, wird im besten Fall einfach ausgeschieden. Wenn du Inspirationen für gesunde Rezepte brauchst, schau dir gerne das Ernährungsbuch von Dr. Riedl* von den Ernährungsdocs oder den Ernährungsratgeber von Franziska Ring* an.

5. Anreicherung im Körper / Überdosierung

Nicht alle eingenommenen Präparate können von unserem Körper einfach abgebaut und abtransportiert werden. Und hier kann es richtig gefährlich werden! Ein vermeidlich harmloser Helfer kann einen immensen Schaden anrichten.

Ich las kürzlich die Geschichte über eine amerikanische Frau, die Selen zur Unterstützung ihres Immunsystems eingenommen hatte. Selen, der übrigens häufig, auch von prominenten Persönlichkeiten, bei Hashimoto oder Schilddrüsenunterfunktion empfohlen wird, hatte bei der Frau zum Verlust der Sehkraft geführt. Denn Selen kann sehr schnell überdosiert werden. Als sie den Ärzten gestand das Präparat einzunehmen, rieten sie zum sofortigen Absetzen. Ihre Sehkraft kehrte zurück, aber es blieben irreparable Gehirnschäden zurück.

Bei manchen NEM kann es also sehr schnell zu einer Überdosierung kommen. Das zurzeit sehr trendige Vitamin D kann bei Überdosierung zu Nierenversagen führen. Deshalb sollte die Einnahme immer mit einem Arzt besprochen werden, sollte sie überhaupt notwendig sein.

6. Nebenwirkungen und Wechselwirkungen

Viele der Nahrungergsänzungsmittel, auch pflanzliche Präparate, können gefährlich Nebenwirkungen aufweisen. Entzündungshemmer können unter anderem auch blutverdünnend oder blutdrucksenkend sein. Vitamin D3 kann ohne zusätzlicher Einnahme von Vitamin K2 zu Arterienverkalkungen führen. Diese Nebenwirkungen sind oft nicht gut und bei gewissen Erkrankungen sogar lebensgefährlich. Und sind wir ganz ehrlich, so gut wie keiner, der Nahrungsergänzungsmittel zu sich nimmt, kennt alle seine Nebenwirkungen.

Zink kann zum Beispiel die Aufnahme von Magnesium und Kupfer stören. Auch Vitamin D kann die Aufnahme von Magnesium beeinträchtigen. Eisen und Calcium konkurrieren um die gleichen Transportwege im Körper, so dass es schwer wird, beide gleichzeitig in ausreichender Menge aufzunehmen. Bei diesen problematischen Kombinationen muss zumindest auf eine zeitlich getrennte Einnahme geachtet werden.

Einnahmezeit spielt grundsätzlich eine große Rolle für die optimale Verwertung von Nährstoffen, deshalb sollte sie auch entsprechend eingehalten werden. Oft ist dies aber gar nicht möglich, weil z.B. morgens auf den nüchternen Magen schon Schildrüsenhormone eingenommen werden müssen.

Darüber hinaus finde ich, dass vor allem bei Cocktails an Supplements es äußerst schwierig ist festzustellen, was tatsächlich bei Rosacea hilft oder worauf man eventuell negativ reagiert. Und es was bringt der Rückgang der Entzündungen, wenn gleichzeitig der Blutdruck total im Keller ist und man mit einer neuen Diagnose kämpfen muss.

Zudem können auch Wechselwirkungen mit Medikamenten entstehen. So werden einige Medikamente bei Krebspatienten in ihrer Wirkung gehemmt. Das kann verheerende Folgen haben. Und die Ärzte können nicht rechtzeitig entsprechen reagieren, weil die Betroffenen selbst die Nahrungsergänzungsmittel nicht als möglicher Verursacher bestimmter Beschwerden auf dem Schirm haben und oft vergessen die Ärzte über die Zufuhr zu informieren.

Wie du siehst es spricht einiges gegen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel. Und ich rate dir dringend von der willkürlichen Einnahme von irgendwelchen vermeidlichen Wundermitteln. Bitte bespreche es im Vorfeld mit einem Arzt, der über Nebenwirkungen des Präparats und deine Erkrankungen informiert ist. Ein harmloses Vitamin kann unter Umständen negative Auswirkungen auch auf deine Rosacea haben ohne, dass du es vermutest.

Marketing

Nahrungsmittel Branche ist sehr lukrativ. Es werden jährlich Milliarden mit diversen Produkten in Deutschland und weltweit umgesetzt. Das scheinen die Verbraucher immer auszublenden, während sie die hohen Gewinne der Pharmaunternehmen immer als unmoralisch ansehen.

Große Gewinnmargen locken viele unterschiedliche Anbieter auf den Markt, wodurch auch viel Konkurrenz entsteht. Um weiter verkaufen zu können, bedienen sich die Anbieter von Nahrungsmitteln bunter Marketingstrategien. Oft wird das Blaue vom Himmel versprochen und sehr stark an den Wunsch des Verbrauchers “gesund” zu sein appelliert. Doch alle bzw. die meisten Versprechen sind am Ende eben nur gutes Marketing.

Wann sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?

Ich möchte die Ergänzung jedoch nicht gänzlich verunglimpfen. In einigen Fällen kann sie durchaus sinnvoll sein. Wann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll ist, zeige ich dir anhand folgender Beispiele:

1. Folsäure in der Schwangerschaft

Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere sollten Folsäure einnehmen, um sogenannten offenen Rücken beim Fötus zu vermeiden. In der Schwangerschaft könnte zudem der Bedarf nach anderen Nährstoffen erhöht sein, sodass ein „Nachhefen“ erforderlich wird. Meine Empfehlung auch dann ausschließlich nach Anweisungen des Arztes zu handeln.

2. Nachgewiesener Mangel

Wie ich schon oben beschrieben habe benötigt ein gesunder Mensch keine Nahrungsergänzungsmittel. Bei bestimmten Erkrankungen kann der Körper allerdings keine wichtigen Nährstoffreserven aufbauen. Wenn zum Beispiel im Magen spezielle Rezeptoren fehlen, kann das Vitamin B12, das für viele Prozesse im Organismus wichtig ist, über die Nahrung nicht aufgenommen werden. Die Folge ist eine B12 Mangel.

Hat dein Arzt einen solchen Mangel anhand des Blutbildes diagnostiziert, wird er die benötigte Dosis ermitteln und dir ein Präparat verschreiben. In so einem Fall, bei einem tatsächlich festgestellten Mangel, ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmittel absolut legitim.

Bedenke jedoch, dass ein Mangel auch durch deinen Lebensstill entstehen kann. Wenn du Vegetarier bist, hast du höchstwahrscheinlich einen B12 Mangel, den dieser kann nur durch den Verzehr von tierischen Produkten, fast ausschließlich Fleisch, aufgenommen werden. In diesem Fall muss B12 in Form von Tabletten zugeführt werden. Inwiefern dies eine kluge Art der Ernährung ist, auf ein natürliches Lebensmittel zu verzichten und stattdessen Tabletten zu schlucken, mag ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Das soll jeder für sich entscheiden.

Auch eine einseitige Ernährung in Form von Fast Food kann zu Nährstoffmangel führen. Zuletzt sah ich im Fernsehen eine Frau (auch Amerikanerin), die über 300 Kilogramm wog und unterernährt war. Das ist heftig! Die Ärzte mussten sie erstmal mittels einer Nährstofflösung aufpäppeln bevor eine Magenverkleinerung vorgenommen werden konnte.

3. Ergänzung zu anderen Therapien

Einige aggressive Therapien zerstören bzw. greifen die Nährstoffdepots an, weshalb die Nährstoffe begleitend über Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden müssen. Auch in solchen Situationen wird der Mangel durch einen Arzt festgestellt. Welcher Stoff genau und in welcher Dosierung benötigt wird, entscheidet er aufgrund von vorliegenden Blutwerten.

Puhh…  Der Artikel ist etwas länger geworden als gedacht. Ich hoffe du hast ihn trotzdem bis hierhin gelesen und bist in Zukunft etwas vorsichtiger beim Umgang mit Nahrungsergänzungsmitteln. In diesem Sinne bleib gesund und besuche mich auf meinem Blog wieder.

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Wie ist deine Meinung zu dem Thema? Ich freue mich über deinen Kommentar.
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Tatjana

Hey, ich bin Tati und bin selbst Rosacea-Betroffene. Meine ersten Symptome hatte ich vermutlich schon mit 16 Jahren. Seit mehreren Jahren bin ich aber so gut wie erscheinungsfrei.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare

  1. Danya

    Hallo und vielen Dank für diesen interessanten und lehrreichen Blogeintrag. Ich selber beschäftige mich seit vielen Jahren schon mit dieser Thematik und finde, dass der Eintrag auf den Punkt gebracht ist. Liebe Grüße!

  2. Hanna

    Wow du hast mich echt überzeugt! Alles ist auf den Punkt gebracht:) LG Hanna

  3. Tanja

    Zuerst war ich ein wenig skeptisch, aber nachdem ich deine Artikel gelesen habe, muss ich sagen, dass dein Blog wirklich ein Vergnügen ist! du hast definitiv einen anderen Leser!

    1. Tatjana

      Danke Tanja, schön dass ich dich überzeugen konnte :)

  4. lucia

    Liest sich wie ein undifferenzierter Beitrag bezahlt aus der Pharma-Presseschleuder. Das Schlaraffenland Internet bietet Dir persönlich eine Bühne, deine Message zu verbreiten. Nahrungsergänzungsmittel sind einfach die rechtliche Bezeichnung für eine Tablette, Pille oder ähnliches. Es gibt auch Medikamente in Pillen oder Tablettenform. Viele haben gefährliche Nebenwirkungen ohne stichhaltigen Beweis über deren Wirksamleit. Angepriesen werden sie trotzdem, sind deshalb alle Medikamente per se schlecht? NEIN! Es gibt placebo kontrollierte Studien von Nahrungsergänzungsmittel wie Zink, Polphenole und weitere entzündungshemmende Plfanzenstoffe, die nachweislich bei Rosacea helfen. Aber wenn man sich mit dem Thema nicht auskennt oder andere finanzielle Interessenskonflikte hat, weiß man das nicht!

    1. Tatjana

      Liebe Lucia,
      ich weiß nicht inwiefern mein Beitrag eine Unterstützung für die Pharmaindustrie sein sollte. Die Message des Beitrags ist, dass Rosacea-Patienten und auch alle anderen nicht unbedacht Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen sollen. Gründe dafür habe ich oben genannt. Natürlich gibt es entzündungshemmende Pflanzenstoffe, das habe ich nicht in Frage gestellt. Wichtig ist abe zu wissen, welche andere Wirkung die jeweilige Pflanze noch mitbringt. Leider kennen sich nicht alle ausreichend mit der Materie aus. Und gerade bei Nahrungsergänzungsmittel ist die Werbung oft ein Wunderversprechen. Deshalb habe ich ausdrücklich betont, dass man vor der Einnahme Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten sollte.

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